Georgij Aleksandrowitsch Amitschba

 

In memoriam

 

 

In der Blüte seiner Schaffenszeit ist  Georgij Alexandrowitsch Amitschba, der renommierte abchasische Historiker und Kaukasiologe, Ethnologe und Quellenforscher, Professor  der Abchasischen Staatlichen Universität, leitende wissenschaftliche Mitarbeiter des Abchasischen Dmitrij Gulia-Instituts für geisteswissenschaftliche Forschungen  aus dem Leben geschieden.

 

G.A.Amitschba ist am 10. Mai 1936 im Dorf Ghuada im Gebiet Otschamtschira in Abchasien als Sohn einer traditionellen abchasischen Familie geboren. Im Anschluss an sein Studium an der staatlichen Universität in Tiflis dissertierte er im Institut für Geschichte der Georgischen Akademie der Wissenschaften. 1958 hat er mit der Arbeit im Dmitrij Gulia-Institut für Sprache, Literatur und Geschichte in Suchum angefangen unt hat dort, mit kurzen Unterbrechungen, bis zu den letzten Tagen seines Lebens gearbeitet.

 

Georgij Amitschba ist Verfasser von mehr als 100 Werken. Darunter sind 70 wissenschaftliche Werke, 10 Monographien und Sammelbände. Seine Bücher haben  in der wissenschaftlichen Welt des Kaukasus sowie im Ausland Anerkennung gefunden.

 

Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Forschungen ist frühe mittelalterliche Geschichte des abchasischen Volkes. Diese Zeitspanne ist die wichtigste Epoche der abchasischen Geschichte, weil in dieser Zeit die abchasischen Stämme sich vereinigten und somit der erste abchasische feudale Staat entstand. Die hauptsächlichen Probleme dieser Epoche werden in seinen Büchern „Die politische Situation im frühmittelalterlichen Abchasien (VI.-X. Jh.)“, „Kultur und Ideologie des frühmittelalterlichen Abchasiens im VI.-X. Jh.“, "Neu-Afon" u. a. detailliert erläutert. Es war ihm leider nicht bestimmt, sein letztes neu erschienenes Werk „Abchasien in der Epoche des frühen Mittelalters“ zu sehen und sich darüber zu freuen. Und die Präsentation dieses wertvollsten Eintrags in die abchasische Wissenschaft wird leider ohne Teilnahme des Autoren durchgeführt werden.

 

Georgij Amitschba ist Verfasser interessanter Werke auf dem Gebiet der abchasischen Ethnologie, die auf seiner Muttersprache veröffentlicht worden sind: „Die Reitkunst der Abchasen“, „Sammlung der Artikel für die Geschichte und Ethnografie Abchasiens". 1993 wurde sein Buch "Abchasen und Lasen" in Istanbul in der türkischen Sprache veröffentlicht.

 

Der Wissenschaftler hat mit großer Aufmerksamkeit und Sorgfalt georgische, römische, byzantinische, armenische schriftliche Quellen über Abchasien und Abchasen erforscht. Das Ergebnis seiner langjährigen, mühevollen, vielseitigen Arbeit ist die Ausgabe der Sammlungen „Mitteilungen der mittelalterlichen georgischen schriftlichen Quellen über Abchasien“ und „Abchasien und Abchasen in den mittelalterlichen georgischen narrativen Quellen“ in russischer Sprache. G.A.Amitschba ist Mitverfasser der Bücher „Abchasen“ und „Abchasisches biographisches Wörterbuch“, die das Abchasisches Forschungsinstitut zur Zeit  für eine Veröffentlichung vorbereitet.

 

Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von unveröffentlichten Werken. Wie z.B. "Geschichte Abchasiens" in abchasischer Sprache verfasst, sowie "Abchasische historische Anthroponymie". Beide Werke stellen in der abchasischen Wissenschaft eine einzigartige Arbeit dar.

 

Georgij Amitschba ist auch als hervorragender Übersetzer bekannt. In seinen abchasischen Übersetzungen sind Werke des rumänischen Schriftstellers V.Kernbach, des ungarischen Historikers L.Tardi sowie der amerikanischen Ethnologin S.Benet über Abchasien herausgebeben worden. Zu seinen Werken zählen auch "Das Narten-Epos" der Abchasen ins Georgische sowie "Die Leiden  der heiligen Schuschanik" des J.Zurtaweli vom Georgischen ins Abchasische zusammen mit A.Gogua.

 

Über 40 Jahre hat er einen aktiven Beitrag zur Ausbildung des nationalen wissenschaftlichen Nachwuchses geleitet.

 

G.Amitschba hat als Dekan der historisch-philologischen Fakultät des Suchumer Pädagogischen Instituts (später Abchasische Staatliche Universität), Leiter des Lehrstuhls für Geschichte, Archäologie und Ethnologie Abchasiens sowie als Dekan der Fakultät für die ausländischen Studenten  dieser Hochschule gearbeitet. Er hat jahrelang Vorlesungszyklen über die Geschichte der Antike und des Mittelalters Abchasiens sowie der Quellenkunde und Historiographie gehalten, und gleichzeitig junge abchasische Wissenschaftler und Doktoranten betreut.

 

Bescheidenheit, Prinzipientreue, Warmherzigkeit, Ausgeglichenheit, die Bestrebung, immer reinen Gewissens zu sein, die Fähigkeit, sich über die Erfolge seines Nächsten zu freuen, die Bereitschaft, Mitgefühl zu haben und in der Not zu helfen - diese Eigenschaften waren in ihm tief verwurzelt und verschafften ihm viel Anerkennung und große Beliebtheit. Als hervorragender Gelehrter, hingebungsvoller Patriot hat Georgij Alexandrowitsch mit seinen wissenschaftlichen Forschungen einen wesentlichen Beitrag zur Verteidigung der Freiheit und Unabhängigkeit Abchasiens und seines Volkes geleistet.

 

Der Name des bekannten Gelehrten und Pädagogen, des bemerkenswerten Patrioten und guten Freundes Georgij Alexandrowitsch Amitschba wird für lange Zeit im Gedächtnis aller, die ihn kannten, bleiben.

 

 

Die Abchasische Staatliche Universität,

Das Abchasisches Dmitrij Gulia-Institut für Geisteswissenschaftliche Forschungen,

Die Akademie der Wissenschaften der Republik Abchasien